Hannover leistet sich „kein Bürgerradio“

Kurz vor ein Uhr heute Nacht wurde es ruhig auf der Frequenz 106.5 und von einer Minute auf die andere, hat Hannover etwas verloren. In dieser stürmischen Zeiten, in der wir alle die Politikverdrossenheit, mangelndes Interesse und Engagement beklagen, nimmt die Niedersächsische Landesmedienanstalt (NLM) der Stadt Hannover seine etablierte und gut funktionierende Bürgerbeteiligung in Form des Bürgerradios.

Chefärzte im Gespräch, wie in der Sendung Fieberkurve, Selbsthilfegruppen in Blitzlicht Selbsthilfe, Nachwuchsjournalisten bei den Campusfunkern, die Handwerker der Region, Prominente im Talk für Toleranz in der Sendung DIE WEISSE RUNDE, Handicap on air, Interkulturelle Begegnungen, Latscho Dibes Deutschlands einzige Sinti Sendung oder Nebreski Talasi eine deutsch – serbische Sendung, nur als ein kleiner Ausschnitt der Sendungen, in denen es radio leinehertz 106.5 Menschen ermöglicht hat, auf ihre Themen aufmerksam zu machen, gibt es nun nicht mehr.
Nicht zu vergessen die vielen, guten Musiksendungen in denen eben nicht nur Mainstream gespielt wurde, sondern auch hier haben Menschen der Stadt Hannover ihre Musik mit anderen teilen können und so eine einmalige Musikvielfalt präsentiert, die es nun in Hannover nicht mehr geben wird.

Öffentlich zugängiges Radio gibt es in Hannover, ab sofort nur noch aus den Händen wirtschaftlich orientierter Radiosender, und zwar ohne Beteiligung seiner Bürger.

So wie die NLM sich äußert, soll es auch in Zukunft kein Bürgerradio mehr in Hannover geben. Hannover eine Landeshauptstadt die den Titel „Unseco city of music“ trägt und sich bewirbt als Kulturhautstadt Europas, verzichtet auf diese ganz besondere Art der Bürgerbeteiligung am kulturellen Leben der Stadt, dem Bürgerradio.

Abgesehen von den vielen, vor allem jungen Menschen, die im Bürgerradio, radio leinehertz 106.5, erleben konnten wie Journalismus, Radio machen und die Technik funktioniert, in dem sie Praktika gemacht haben und selber als „Rasende Reporter“ eigene Beiträge produzieren konnten, wie sie es nie in anderen Sendern hätten tun können.

Ja, radio leinehertz 106.5 hat Probleme gehabt. Finanzielle Unregelmäßigkeiten sind nicht zu dulden in einem öffentlich gefördertem Unternehmen. Aber wird hier mit Kanonen auf Spatzen geschossen? Ist die Verhältnismäßigkeit der Reaktion wirklich gerechtfertigt? Oder hätte es mit „Good Will“ nicht doch auch einen Weg gegeben die Beteiligung der Bürger an der Medienlandschaft in Hannover zu erhalten?

Die Schließung von radio leinehertz 106.5 rechtlich ohne Frage, ein begehbarer Weg. Das Ausschließen eines Bürgerradios durch die Verwalter unserer GEZ Gebühren, ein politisches Statement?

Genau das ist es, was Bürger und Bürgerinnen mal wieder an der Regierung, der Veraltung verzweifeln lässt und wir wissen inzwischen, wohin es so viele frustrierte, politikverdrossene Menschen dieser Tage treibt.

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